Auch der Sommer 2020 war im Einzugsgebiet der Ruhr zu trocken
Dienstag, 08. September 2020 (12:00 Uhr)
Von April bis August fiel nur ein einziges Mal seit Aufzeichnungsbeginn noch weniger Regen
Die ausgeprägte Trockenheit im Ruhreinzugsgebiet aus dem Frühjahr 2020 hat sich über den Sommer weiter verschärft. Das haben die Auswertungen des Ruhrverbands ergeben. In allen drei Sommermonaten Juni, Juli und August fiel weniger Niederschlag als im jeweiligen langjährigen Monatsmittel – im August war es sogar nur die Hälfte der üblichen Regenmenge. Damit hat das Ruhreinzugsgebiet im dritten Jahr in Folge einen zu trockenen Sommer erlebt.
Bezieht man die (ebenfalls schon zu trockenen) Frühlingsmonate April und Mai in die Betrachtung mit ein, so war dieser Zeitraum sogar der zweittrockenste seit Beginn der Niederschlagsaufzeichnungen im Jahr 1927. Nur einmal, nämlich 1976, hatte es entlang der Ruhr von April bis August noch weniger geregnet. Was besonders bedenklich ist: Nach 2020 auf Platz 2 folgen in dieser Betrachtung die Jahre 2019 und 2018 unmittelbar auf den Rängen 3 und 4. Ab der Frühlingsmitte ist es also in jedem der drei letzten Jahre im Ruhreinzugsgebiet ein wenig niederschlagsärmer geworden.
Wärmer als das langjährige Mittel waren im Sommer 2020 die Monate Juni (plus 1,4 Grad) und August (plus 3,0 Grad), der Juli war hingegen mit einer Abweichung von 0,8 Grad gegenüber dem Vergleichszeitraum 1981 bis 2010 zu kalt. Trotzdem schaffte es der Sommer 2020 – vor allem aufgrund des außergewöhnlich warmen Monats August, in dessen erster Hälfte es eine Vielzahl heißer Tage und einige tropische Nächte gab – in die Top Ten der wärmsten Sommer im Ruhreinzugsgebiet seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen im Jahr 1881. Zur Ergänzung: Die beiden letzten Sommer 2018 und 2019 lagen in der Temperaturrangliste sogar noch weiter vorn.
Wie schon in den beiden Vorjahren leisteten die Talsperren des Ruhrverbands daher auch im Sommer 2020 Schwerstarbeit, um die Wasserversorgung der Menschen in der Region aufrechtzuerhalten. In Villigst bestand an 87 Tagen und an der Mündung an 80 Tagen Zuschusspflicht zur Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestabflüsse. Sowohl an der Mündung als auch am Pegel Villigst war dies die höchste Anzahl zuschusspflichtiger Tage, die der Ruhrverband seit 1990 (als mit der Novellierung des Ruhrverbandsgesetzes der so genannte Mindestabfluss festgeschrieben wurde) überhaupt jemals in einem Sommer registriert hat. Gäbe es die Talsperren des Ruhrverbands nicht, wäre die Ruhr bei Schwerte in diesem Sommer an 40 Tagen trockengefallen.
Wegen der hohen Wasserabgaben sank der Füllstand des Talsperrensystems von 87,5 Prozent vom Vollstau am 1. Juni kontinuierlich auf 67,0 Prozent am 31. August und lag damit um gut zwölf Prozent unter dem zum Sommerende üblichen Wert. In konkreten Zahlen ausgedrückt, hat der Ruhrverband über den Sommer rund 97 Millionen Kubikmeter Wasser aus seinen Talsperren abgegeben. Im Schnitt betrug die Abgabe im Sommer 2020 rund 13,8 Kubikmeter in der Sekunde und damit mehr als das Fünffache der Menge, die den Talsperren im selben Zeitraum zufloss. Während der Hitzeperiode Anfang August war es zeitweise sogar das Zehn- bis Vierzehnfache.
Wegen der hohen Beanspruchung ist das Talsperrensystem aktuell um rund 17 Millionen Kubikmeter weniger gefüllt als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Doch auch wenn die Trockenheit in den Folgemonaten noch anhalten sollte, sind die Talsperren für eine mögliche Fortsetzung der Zuschusspflicht ausreichend gerüstet.