Der Augst 2022 an der Ruhr war der trockenste und wärmste seit Aufzeichnungsbeginn
Dienstag, 06. September 2022 (06:00 Uhr)
Zum dritten Mal in nur fünf Jahren stellt der Sommer einen neuen Trockenheitsrekord auf
Im Einzugsgebiet der Ruhr hat der Sommer 2022 gleich mehrere Rekorde gebrochen. Das geht aus den
Auswertungen des Ruhrverbands hervor. In Summe fielen in den drei Sommermonaten Juni, Juli und
August nur 120 Millimeter Niederschlag, das sind 57 Prozent weniger als im Durchschnitt der Jahre 1927
bis 2021. Er ist damit neuer Rekordhalter der trockensten Sommer seit Beginn der Niederschlagsaufzeichnungen im Jahr 1927 und hat den bisherigen Tiefstwert aus dem Sommer 2019 (144 Millimeter
Niederschlag) noch einmal um 24 Millimeter unterschritten. Auf Platz 3 der trockensten Sommer seit 1927
rangieren derzeit die Sommer 1947 und 2018 (jeweils 146 Millimeter). Anders ausgedrückt: Bis der
historische Tiefstwert von 1947 erneut erreicht war, vergingen 71 Jahre. Nur ein Jahr später wurde dieser
Tiefstwert zum ersten Mal und drei weitere Jahre später erneut unterboten.
Mit nur 61 bzw. 54 Prozent vom langjährigen Mittel verzeichneten schon die Monate Juni und Juli 2022
erheblich zu geringe Niederschläge. Im August fielen sogar nur 15 Prozent des für diesen Monat üblichen
Regens – ein Wert, der für den Rekord „trockenster August seit Aufzeichnungsbeginn“ ausreicht. Mit einer
Monatmitteltemperatur von 19,6 Grad war der August zudem um 3,0 Grad wärmer als im langjährigen
Mittel und damit auch der wärmste August seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen im Jahr 1881.
Der Sommer 2022 insgesamt rangiert mit einer mittleren Temperatur von 18,1 Grad (1,6 Grad wärmer als
im Mittel) gemeinsam mit 1947 auf Platz 3 der wärmsten Sommer seit 1881. Platz 1 belegt der Sommer
2003 mit 18,7 Grad) und Platz 2 der Sommer 2018 mit 18,3 Grad.
Um die Wasserversorgung der Menschen in der Region trotzdem sicherzustellen, leisteten die Talsperren
des Ruhrverbands auch in diesem Jahr Schwerstarbeit. In Villigst bestand an 90 Tagen und an der
Mündung an 78 Tagen Zuschusspflicht zur Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestabflüsse.
In Villigst war dies die größte und an der Mündung die zweitgrößte Anzahl zuschusspflichtiger Tage in
einem Sommer seit Einführung des Ruhrverbandsgesetzes im Jahr 1990. Ohne Talsperren wäre die Ruhr
in Villigst an 29 Tagen und an der Mündung an 21 Tagen trockengefallen, das heißt, der Durchfluss hätte
ohne das zusätzliche Wasser aus den Talsperren durchgängig bei weniger als 500 Litern in der Sekunde
gelegen.
Um dies zu verhindern und die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte in der Ruhr einzuhalten, gaben
die Talsperren des Ruhrverbands im Sommer 2022 durchschnittlich 15,5 Kubikmeter Wasser pro Sekunde
an das Flusssystem ab – das Achtfache dessen, was ihnen im selben Zeitraum zufloss. An zwei Tagen im
August lag die Abgabe sogar bei 21,8 Kubikmetern und damit noch höher als die höchsten Abgaben in den
Sommern 2018 bis 2020. Der Gesamtfüllstand aller Talsperren nahm daher von 92,4 Prozent am 1. Juni
über den gesamten Sommer kontinuierlich ab und lag am 31. August bei 69,3 Prozent vom Vollstau,
gut 9 Prozent weniger als im langjährigen Mittel. Im Vergleich zum Füllstand am Ende des letztjährigen
Sommers sind dies rund 81 Millionen Kubikmeter Wasser weniger. Die gute Nachricht zum Schluss:
Auch mit diesem Stauinhalt ist das Talsperrensystem auf eine mögliche Fortsetzung der Zuschusspflicht in
den kommenden Monaten noch ausreichend vorbereitet.