Hintergrundinformationen zur derzeitigen Talsperrensteuerung
Mittwoch, 27. Januar 2021 (16:00 Uhr)
Heute, am Mittwoch, dem 27.01.2021, fließen um 12 Uhr den Talsperren des Ruhrverbands in Summe 20,2 Kubikmeter Wasser pro Sekunde zu, während die Abgabe aus dem Talsperrensystem in Summe zur gleichen Zeit ca. 24,9 Kubikmeter Wasser pro Sekunde beträgt. Hinter der summarischen Betrachtung des Gesamtsystems, wie sie auch im Lagebericht der Talsperrenleitzentrale aufgeführt ist, verbergen sich acht Talsperren, die in eine Nordgruppe (Henne-, Möhne- und Sorpetalsperre) und eine Südgruppe (Biggetalsperre mit Stausee Ahausen, Verse-, Ennepe und Fürwiggetalsperre) eingeteilt sind. Das Talsperrensystem dient im Wesentlichen zwei Hauptaufgaben: während Niedrigwasserzeiten der Einhaltung gesetzlich vorgeschriebener Mindestabflüsse in der Ruhr und bei Hochwasser dem Schutz der Unterlieger durch Rückhalt in den Talsperren.
Die Talsperrengruppen werden aufgrund gesetzlicher Vorgaben bei der Gewährleistung von Mindestabflüssen (Niedrigwasser) in der Ruhr unterschiedlich stark beansprucht. Die Nordgruppe muss zur Gewährleistung der Mindestabflüsse mehr Wasser abgeben als die Südgruppe, wobei in der Südgruppe allein die Biggetalsperre zur Einhaltung der vorgeschriebenen Grenzwerte herangezogen wird. Gleichzeitig ist das Niederschlagsaufkommen im Ruhreinzugsgebiet ungleich verteilt. In der Südgruppe fallen in der Regel deutlich mehr Niederschläge als in der Nordgruppe. Diese Kombination führt dazu, dass die Talsperren der Nordgruppe während Niedrigwasserzeiten stärker beansprucht, d.h. abgestaut werden. Die stärkere Beanspruchung ist in den vergangenen drei Jahren wiederholt und bis in den Winter hinein aufgetreten, sodass sich die Auswirkungen in den derzeit an den Talsperren der Nordgruppe herrschenden niedrigeren Füllständen widerspiegeln.
Für den Hochwasserfall sind in der Bigge-, Möhne- und Hennetalsperre in den Wintermonaten sogenannte Hochwasserschutzräume bereitzustellen. Dies ist ein Teil des Stauvolumens, das bei Hochwasser dem Rückhalt zufließenden Wassers dient. An der Biggetalsperre ist derzeit der Hochwasserschutzraum durch die vorangegangenen Niederschläge bereits leicht in Anspruch genommen. Vor dem Hintergrund der insbesondere für die beiden kommenden Tage angekündigten Niederschläge, des dann vorübergehend einsetzenden Tauwetters und der dadurch ansteigenden Zuflüsse liegt die Abgabe aus dem Biggesystem (über den Stausee Ahausen) derzeit bei 22 Kubikmetern pro Sekunde. Die Abgaben aus den Talsperren der Nordgruppe liegen hingegen alle auf dem Niveau, das als Mindestabgabe für die jeweiligen Talsperren vorgeschrieben ist. Somit beträgt allein der Anteil der Biggetalsperre an der Gesamtabgabe 88 Prozent, der Anteil der drei Talsperren der Nordgruppe hingegen nur 5 Prozent. Die restlichen 7 Prozent entfallen auf die verbleibenden Talsperren der Südgruppe.
Um den Hochwasserschutzraum der Biggetalsperre so schnell wie möglich wieder in vollem Umfang zur Verfügung stellen zu können, geben die Talsperren des Ruhrverbands heute in Summe etwas mehr ab, als ihnen zufließt. Dennoch wird an den Talsperren, an denen es möglich ist, weiter angestaut. Durch die angekündigten Niederschläge und das einsetzende Tauwetter ist auch in den Folgetagen mit weiter steigenden Füllständen an allen Talsperren zu rechnen.
Dem Ruhrverband ist vor dem Hintergrund der weiterhin für die Jahreszeit deutlich zu niedrigen Füllstände in den Talsperren insgesamt und vor allem in der Nordgruppe daran gelegen, möglichst viel Wasser aufzustauen. Dazu sind neben den oben erläuterten kontrollierten Abgaben an den Talsperren in den Folgewochen hohe Zuflüsse über einen langen Zeitraum erforderlich. Diese ergeben sich nur durch entsprechend viel Niederschlag.
Eine detaillierte tabellarische Zusammenstellung von für die Talsperrensteuerung relevanten Messdaten findet sich im sogenannten Wasserbogen. Einen Überblick über die für die Talsperrensteuerung relevanten Wirkzusammenhänge finden Sie in dieser Broschüre.